Honesty is a very expensive gift, don’t expect it from cheap people.
Warren Buffet
Ehrlichkeit? Ein überholter Begriff, den vor allem Kinder als wichtige Eigenschaft betrachten? Immer ehrlich zu sein, ist gar nicht angebracht? Und überhaupt: Wie ehrlich bist du zu dir selbst?
Viele werden jetzt kurz nachdenken und sind sich dann sicher: “Nichts leichter als das! Ich war schon immer ehrlich zu mir selber, etwas anderes kenne ich gar nicht!” Damit wird die Frage zur Seite gewischt, ohne tiefer gehen zu müssen. Und tatsächlich: “Wieso solltest du auch nicht?”
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen dem, was uns bewusst ist und dem was wir nur glauben zu sein. Oder auch dem, was sozial erwünscht ist und dem, was es zu vermeiden gilt.
Wirklich ehrlich zu sein – zu uns selbst, zu anderen – ist viel schwieriger als wir glauben (und viel zu oft auch gar nicht erwünscht).
Und überhaupt: Wenn es so ist, könntest du dir überhaupt eingestehen, dass du nicht ehrlich zu dir bist?
Schon allein dieser Aspekt setzt wahrscheinlich einiges an Selbsttransparenz und Einsicht voraus.
Beginnen solltest du am besten klein. Neben all den guten Ratschlägen um unser Selbstvertrauen zu pushen und das eigene Leben komplett auf den Kopf zu stellen, sollte so manch einer bei diesem einfachen Punkt beginnen: Ehrlichkeit!
Was nicht passt wird passend gemacht
The price of inaction is far greater than the cost of making a mistake.
Meister Eckhart
Im Verlauf unseres Lebens ist es relativ einfach eine falsche Entscheidung zu treffen und diese dann im weiteren Verlauf zu rechtfertigen. Wir reden uns ein alles ist ok. Oftmals ist der einzige Grund der, dass es noch schwieriger ist, uns einzugestehen, dass irgendetwas falsch läuft.
Leider sagt uns unsere Erziehung auch, dass es besser ist, etwas durchzuziehen, auch wenn es sich vielleicht gerade nicht gut anfühlt. Wir haben uns anzupassen und funktionieren. Das ist es auch, was von uns erwartet wird.
Doch was lernen wir aus dem ständigen Versteckspiel, dem krampfhaften Anpassen und dem “So tun als ob”?
Dass sich das Leben so anfühlen muss? Dass wir es nicht wert sind, uns anders zu fühlen? Auf alle Fälle aber, dass wir uns nicht selber vertrauen können!
Kein Wunder also, wenn wir (vielleicht auch ohne es wirklich zu merken) das Vertrauen in uns selber verlieren und unsicher werden.
- … jedes Mal, wenn wir uns vornehmen verschiedenen Aufgaben zu erledigen, die uns unseren selbst gesteckten Ziel ein wenig näher bringen und wir uns nicht daran halten.
- … jedes Mal, wenn wir in der Sitzung sitzen und dem kontrollsüchtigen Inspektor, der aber so was von auf dem Holzweg ist, nicht widersprechen
- … jedes Mal, wenn wir uns zu etwas breitschlagen lassen, dass wir überhaupt nicht wollen
- … jedes Mal, wenn wir unsere echten Gefühle verstecken und uns nichts anmerken lassen.
- … wenn wir unsere innere Stimme überhören, um etwas passend zu machen!
Vielleicht überlegst du gerade ob das wirklich so schlimm ist?
Du selbst sein – ist das genug?
Most people are other people. Their thoughts are someone else’s opinions, their lives a mimicry, their passions a quotation.
Oscar Wilde
Natürlich empfiehlt es sich nicht, in jeder Situation schonungslos ehrlich zu sein und ständig mit der Türe ins Haus zu fallen. So würdest du wahrscheinlich ziemlich schnell, einige ungemütliche Erfahrungen machen.
Doch oftmals übertreiben wir es mit unserer Vorsicht und wir sind mit unseren Gedanken mehr bei den anderen, als bei uns selber. Was ist mit dir selbst?
Zählst du überhaupt nicht?
Oft sind jedoch gerade die Menschen, die sowieso schon viel geben und tun nicht gerade nachsichtig mit sich selber. Da geht es ans Eingemachte, wenn es darum geht zwischen dem eigenen Wohl und dem von anderen zu wählen.
Doch wenn wir selber uns nicht für uns entscheiden, wie können wir dann erwarten, dass es jemand anderes tut?
Kein Mensch kommt ohne Nachahmung und Anpassung aus – das sollte von vornherein klar sein. Aber es ist wichtig, sich aktiv für sich selber zu entscheiden und sich auch zu respektieren – mit allem was dazugehört.
Wahrhaftigkeit als Lebensziel
No legacy is so rich as honesty
William Shakespeare
Es ist erst mal nur ein kleiner Schritt, so ehrlich wie möglich mit sich selber zu sein. Aber es kann eine enorme Auswirkung haben! Und es fühlt sich auf jeden Fall sehr gut an.
1. Nimm die Dinge so wahr, wie sie sind!
Keine Schönfärberei, keine Kompromisse!
Kennst du das? Die Prüfung hab nicht ich versaut, sondern die Fragen waren so blöd gestellt.
Oder: Ich kann nicht Illustratorin werden, weil ich die Investitionen einfach viel zu hoch sind.
Wir sind meisterhaft in dieser Selbstverleugnung. Du musst dich selber deshalb nicht schlecht behandeln oder sauer auf dich sein. Nimm dir die Freiheit, ganz klar einzugestehen:
Ich habe die Prüfung auch selber versaut, da ich nicht unbedingt so viel gelernt habe.
Oder: Im Moment habe ich nicht die Fähigkeiten mir diesen Traum zu erfüllen. Aber ich kann an meinen Fähigkeiten arbeiten.
Nur so kannst du, nachdem du deine Fehler erkannt hast, auch daran arbeiten und dich weiterentwickeln. Überdenken auch deine Sichtweise im Hinblick auf Fehler:
There are no mistakes. The events we bring upon ourselves, no matter how unpleasant, are necessary in order to learn what we need to learn; whatever steps we take, they’re necessary to reach the places we’ve chosen to go.
Richard Bach
2. Kommuniziere so ehrlich wie möglich!
Besonders auch Beziehungen aller Art gehören zu diesen komplexen Situationen in denen viele Erwartungen mitspielen und wir naturgemäß dazu tendieren die Wahrheit formbar zu halten.
Wer kennt das nicht?
Steckst du in einer Beziehung, solltest du dies auf keinen Fall tun, jenes ist aber auch nicht unbedingt der richtige Weg. Oftmals fühlt es sich so an, als wären wir nicht wirklich selber für unsere Beziehung verantwortlich.
Sondern die Gesellschaft, die Geschichte, die Gepflogenheiten, die Norm und vor allem die Nachbarn.
Wie viel einfacher wäre es, wenn du einfach ehrlich sein könntest? Ohne Rücksicht auf Verluste.
Wie oft sagen wir Dinge, weil wir einen gewissen Eindruck erwecken wollen, weil sich Leute wohlfühlen sollen, weil wir unter keinen Umständen als verrückt gelten wollen?
Wenn du beschließt einfach ehrlich zu sein, hast du bereits den ersten Schritt getan.
Aber mach dir keine Vorwürfe, wenn du es einmal nicht geschafft hast. Auch werden manche Leute in deiner Umgebung gar nicht damit klarkommen, denn bis jetzt hast du ihnen vielleicht gut in den Kram gepasst, so angepasst, wie du dich bisher gabst.
Wahre Freunde werden sich jedoch für dich freuen und dir gerne helfen.
3. Halte dich um jeden Preis an die Dinge, die du dir vornimmst!
Natürlich besonders an die Ehrlichkeit!
Aber auch an all die Punkte, die vielleicht auf deiner Liste gestanden haben und die bis jetzt konstant von einem Tag auf den nächsten geschoben wurden.
Mach es dir zur eisernen Gewohnheit das, was du dir vornimmst, auch zu erledigen!
Gehe achtsamer mit deiner Zeit um! Du wirst kaum 10 Punkte deiner Liste an einem Tag abhaken können.
Trau dich für dich selber auf- und einzustehen! Anfangs wirst du vielleicht etwas wackelig auf deinen Beinen stehen, aber das Hochgefühl, wenn etwas gelingt, ist unbeschreiblich.
Viele Dinge, die wir erst nicht wagen, sind oftmals in unseren Köpfen viel schlimmer, als in der Wirklichkeit.
Auch wenn wir einem Inspektor mal unsere Meinung um die Ohren hauen, wird er im schlimmsten Fall kontern und die Diskussion unterdrücken. Im besten Fall hast du dir damit jedoch nicht nur seinen Respekt verdient, sondern auch deinen eigenen.
Conclusion
Ehrlichkeit ist vielleicht nicht leicht umzusetzen, aber immer kostbar!
Ehrliche, wahrhaftige Menschen sind eine Rarität in der heutigen Zeit.
Vielleicht ist Ehrlichkeit gerade deshalb ein Begriff, mit dem wir uns wieder mehr beschäftigen sollten. Und der auf jeden Fall auch einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft verdient hat.
Beginne deshalb am besten bei dir selbst:
- Sieh, die Dinge so wie sie sind (nicht so, wie du sie gern hättest)
- Führe ehrliche Interaktionen (wundere dich nicht, was dabei alles herauskommt)
- und halte dich an das, was du dir vornimmst! (immer!)
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